Guntramsdorfer Fahrradzukunft

Guntramsdorfer Fahrradzukunft

Guntramsdorf ist überwiegend eher flach. Bei unseren Nachbargemeinden verhält sich das ähnlich. Viele Bewohnerinnen und Bewohner besitzen Fahrräder und wollen sie auch benutzen. Was liegt also näher, als das Fahrradfahren zu erleichtern?

DER GUNTRAMSDORFER sprach dazu mit Verkehrsgemeinderat Peter Waldinger und Herbert Loidolt, dem Obmann von „Lebensqualität in Guntramsdorf“.

Verkehrsgemeinderat Peter Waldinger

Peter Waldinger ist pensionierter Polizeibeamter und bezeichnet sich als leidenschaftlichen Fahrradfahrer. Und das gleich aus mehreren Gründen „weil es schneller geht und auch als Alternative zum PKW – um die Straßen weniger zu belasten“. Das Fahrrad ist für ihn nicht nur Freizeitgegenstand, sondern war seit langem auch Mobilitätsalternative – bis nach Wien hinein. „Ich habe es vor zwanzig Jahren auch als Verkehrsmittel entdeckt – mein damaliger Arbeitsplatz lag in der Brigittenau“.

Heute ist ihm klar, dass es politische Aktivitäten braucht, um das Fahrradfahren im Ort und darüber hinaus zu fördern. Denn „der Radweg Eurovelo 9 durch Guntramsdorf ist recht umständlich.“ Damit hat Waldinger völlig recht. Der Eurovelo 9 kommt von Süden her entlang des Wiener Neustädter Kanals, unterquert die Triesterstraße, dann kommt gleiche steile Treppe, schlägt einen Haken – letztendlich ist die Radroute in Guntramsdorf eher von Haken und Umwegen gekennzeichnet als das, was er laut niederösterreichischer Landespolitik sein sollte: Ein Fahrradhighway. So verwunderte es auch nicht, dass gar nicht so wenige Radfahrer den Eurovelo verlassen und lieber auf – teils sehr belebten – Straßen radeln.

Waldingers erste konkrete Idee ist eine Neutrassierung: Die „Ecke“ bei der Eichkogelstraße soll entfallen. Von der Wolfgang-Amadeus-Mozart Gasse soll die Radroute „in westliche Richtung unter der Badnerbahn durch bis zum Radweg Triester Straße“ gelegt werden.

Ein weiteres Vorhaben betrifft den Anschluß an unsere nördliche Nachbargemeinde. Ich setze mich für einen „Radweg östlich der Triester Straße von der Gemeindegrenze Wiener Neudorf – Guntramsdorf bis zur Viaduktstraße“ ein – dort endet derzeit der die Triester Straße begleitende Radweg. Es geht dem Verkehrsgemeinderat nicht nur um den Radweg an sich: „Auch Beleuchtung der Radwege wäre wichtig“ – ganz klar, auch in der Nacht benützen immer mehr Bewegungsfreudige das Fahrrad etwa zwischen Mödling und Guntramsdorf. [1]

Die Grobplanung der neuen Verbindung ist bereits erfolgt. Auch die Detailplanung wurde bereits im Gemeinderat beschlossen. In einer späteren Phase soll es nach Süden weiter gehen „grundsätzlich ist das von uns bis zur Querung mit dem Wiener Neustädter Kanal, also der Kreuzung Rudolf-Heintschel-Straße / Am Kanal angedacht“. Dort wird demnächst auch eine kleine, aber nicht minder wichtige Änderung umgesetzt: Das kurze Stück Einbahn wird für „Fahrradfahren gegen die Einbahn“ freigegeben. Auch am Geranienweg in der Blumensiedlung wird Fahrradfahren gegen die Einbahn ausgeweitet werden.

Alle Gemeinderat-Fraktionen wollen eine Verbesserung!

Interessanterweise dürften hier im Gemeinderat keine besonders ausgeprägten andere Sichtwinkel  bestehen. „Alle Fraktionen sind grundsätzlich dafür, besonders NEOS und Grüne unterstützen das stark“, so Waldinger.

Derzeit besteht unter Waldingers Leitung die Arbeitsgruppe Verkehr aus Angehörigen des Gemeinderates aller Fraktionen, in der alle einschlägigen Themen für den Gemeinderat zur Entscheidungsfindung vorgelegt werden. Waldinger empfindet das Klima in dieser Arbeitsgruppe als „harmonisch und konstruktiv“ und hebt besonders hervor, dass die interne Meinungsbildung bisher demokratisch abgelaufen ist.

Auch im Bereich der Südbahnstation sind Neuerungen zu erwarten. „Wir sprechen mit den ÖBB über Radständer beim Bahnhof Guntramsdorf-Thallern. Da der Bahnhof teilweise auf Gumpoldskirchner Gebiet liegt, wird es hier zu einer Kostenteilung mit unserer Nachbargemeinde kommen“. Ein Standort des niederösterreichischen Leihradsystems Nextbike ist an dieser Station ebenfalls in Aussicht genommen. [2]

Ein besonders wichtiges Anliegen ist Waldinger das Abschöpfen von Förderungen. Da trifft es sich gut, dass das Land Niederösterreich am 22. Oktober 2020 ein Förderprogramm für Radschnellwege ausgelobt hat. Praktischerweise ist auch die Verbindung Wiener Neustadt –Baden – Mödling – Wien explizit genannt. Die Förderquote des Landes liegt dabei – je nach Qualität der Verbindung bei satten 70 bis 80 Prozent der Aufwendungen.

 

Herbert Loidolt, Obmann des Vereins ‚Lebensqualität in Guntramsdorf‘

Herbert Loidolt vom Verein „Lebensqualität in Guntramsdorf“ formuliert ähnliche Ziele. Auch er sieht das Radwegenetz verbesserungswürdig, wünscht sich aber primär „mehr Sicherheit beim Radfahren“. Seine Vorschläge: „Ein Radweg auf der Hauptstraße“ – egal in welcher rechtlichen und technischen Form. Parkplätze sollten dafür allerdings nicht wegfallen, meint Loidolt.

Er wünscht sich auch eine ganz andere Verbindung: „Von Guntramsdorf bis zum Kreisverkehr östlich der Südautobahn“ (Kreuzung Möllersdorfer Straße / Münchendorfer Straße) – von dort lässt es sich über Feldwege entspannt nach Trumau, Oberwalterdorf, Oeynhausen oder noch weiter radeln.

Auch die Friedhofstraße und die Neudorferstraße will Loidolt für RadfreundInnen ertüchtigen: „Wir wollen hier das Radfahren attraktiver und sicherer machen“.

Sein größtes Ziel wird aber trotz aller Harmonie der Gemeinderatsfraktionen wohl noch etwas dauern: „Wir wollen, dass alle Guntramsdorf Schulen sicher mit dem Fahrrad erreicht werden können.

Text: Dieter Zoubek MFG
Fotos: Harry Winkelhofer

[1] https://mobilitaetsprojekte.vcoe.at/radhighway-entlang-der-sdbahn-im-bezirk-mdling-2019

[2] https://www.techandnature.com/niederosterreich-startet-forderung-fur-fahrrad-highways/

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