Testungen Guntramsdorf – Ein Bericht

Covid 19 Massentests in Guntramsdorf

Drei Menschen, drei Rollen, eine Geschichte! Wie ein Helfer, eine Ärztin und ein testwilliger Guntramsdorfer die Testungen erlebten.

Der freiwillige Helfer: Harry Winkelhofer

COVID Massentestung Guntramsdorf

Also gleich vorweg, ich bin weder ein Verweigerer noch ein Befürworter der Vorgaben unserer Bundespolitik. Ich versuche, als mündiger Bürger, mir meine Meinung durch möglichst viel mannigfaltiger Lektüre und Informationen zu bilden.

Als ich in Medien allerdings vernommen habe, dass alle Gemeinden mit Ihren Bürgermeister*innen gefordert waren, das Management für die Massentestung selbst in die Hand zu nehmen, fiel es mir nicht schwer, mich rasch als Freiwilligen für die Hilfestellung bei der Testung zu melden.

Beim ersten Briefing seitens der Gemeinde wurde mir schnell klar, dass hier jede Hand benötigt wird. Ich wurde dann zur Auswertung der Teststreifen als „EDV2“ eingeteilt.

Gemischte Gefühle

An dem Tag, an dem mein Dienst eingeteilt war, erwarteten mich schon bei Dienstantritt gemischte Gefühle. Wieviele werden wohl kommen, wie sieht es mit der Ansteckungsgefahr aus, wie werden sich die Pausen gestalten, schaffe ich das fehlerfrei…. ?

12 Uhr Mittags trat ich also an dem zweiten und letzten Tag meinen Nachmittagsdienst an. Ein wenig der ‚ersten Schicht‘ über die Schulter geschaut und schon war alles klar und fast schon ‚gewohnte‘ Routine für mich.

Die kommenden sechs Stunden verliefen wie im Flug, ich sah viele bekannte Gesichter und war überrascht über den flüssigen Ablauf. Meine Arbeit war es, die Zeit-Kontrolle der Abstrich-Plättchen zu überprüfen, nach 15 Minuten wurde abgelesen und danach online ins NÖ-Datensystem eingegeben. Es wurde dann schon fast zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen, dem ersten positiven Ergebnis, in dieser Schicht. Es sollte aber Gott sei Dank nur bei Negativergebnissen bleiben.

Auch die Arbeit der Sanitäter*innen und Sani-Gehilfen lief problemlos und für mich sehr beeindruckend. Manchen Testpersonen wurde in einem kurzen Gespräch die Sinnhaftigkeit eines ‚richtigen‘ Abstrichs durch die Nase erklärt und die meisten Probanden entschieden sich dann doch gegen den Mundabstrich und waren alle mit dem Nasenabstrich zufrieden. Kindern wurde die Angst genommen und mit einer kleinen Belohnung der Test ‚versüßt‘. Keine Vorkommnisse den ganzen Nachmittag über.

Ich wunderte mich am Abend darüber, dass eine so bunt ‚zusammengewürfelte‘ Gruppe von Guntramsdorferinnen und Guntramsdorfer solch eine tolle Leistung zu Tage brachte und alles ganz ohne Probleme verlief. Somit ging ich mit einem guten Gefühl, etwas für die Gemeinde mitgeholfen zu haben, zufrieden aus dem Musikheim. Mit einem Packerl Manner-Schnitten als Labung im Schlepptau 😉 ..

 

Die Ärztin: Tamara Meissnitzer

Ende November wurde medial bekannt, dass die Massentestungen sehr unerwartet und sehr kurzfristig auf Gemeindeebene organisiert und durchgeführt werden müssen. Als die ersten Stimmen laut wurden, die übereinstimmend von einer großen logistischen Herausforderung sprachen, musste ich nicht lange nachdenken, schrieb eine Mail an unseren Bürgermeister und bot proaktiv meine Unterstützung an. Er antwortete prompt, und schon wenige Tage später wurde ich laufend per E-Mail-Verteiler über die Planungsfortschritte des Einsatzstabes informiert. Die Verantwortlichen haben in kürzester Zeit ein durchdachtes Konzept vorgelegt. Vorausschickend möchte ich hier anmerken, dass der Ablauf vor Ort völlig reibungslos funktioniert hat.

Ich wurde also am Samstag Vormittag im Musikheim eingeteilt. Als Ärztin sollte ich die vier Teststraßen betreuen. Am Freitagabend gab es noch ein letztes Briefing – und ein Schnelltest aller freiwilligen Helfer. Ich bin dort ehrlich gesagt mit ein wenig Bammel erschienen. Ich habe in meiner Laufbahn viele Nasenabstriche abgenommen, aber noch keinen am eigenen Leib erlebt und wusste nicht so ganz genau, was mich erwartet. Umgekehrt schien mir diese Erfahrung aber sehr wertvoll zu sein, um empathisch und authentisch auf die Fragen und möglicherweise auch Ängste und Vorbehalte der Probanden eingehen zu können. Und am Ende war es doch tatsächlich überhaupt nicht schlimm.

Am Samstag kurz vor 8 wurde es ernst. Rein in den Overall, FFP2-Maske aufgesetzt, und ein blaues Gilet mit der Aufschrift ARZT angezogen, damit man mich im Fall des Falles rasch unter den anderen weiß vermummten Männchen ausmachen konnte. Kurze Bekanntmachung mit dem Standortleiter, unserem neuen Amtsleiter,  und den vier Testteams, dann gings schon los.

Reibungsloser Ablauf & perfekte Organisation

Am beeindruckendsten fand ich, wie die freiwilligen Helfer auf sämtlichen Arbeitspositionen reibungslos zusammenarbeiteten, wie ein Zahnrädchen völlig selbstverständlich ins andere griff, Menschen, die einander wenige Stunden zuvor noch nicht oder kaum kannten.

Dann öffneten sich die Tore: Probanden strömten stetig bei den Türen herein, wurden in Empfang genommen, ohne große Wartezeit administriert und getestet. Wir waren gut beschäftigt, hatten dennoch ausreichend Zeit, uns jedem einzelnen ohne Zeitdruck zu widmen. Ich konnte auf Fragen und Ängste eingehen, die Testteams gelegentlich unterstützen wobei ich hier nochmals die ausgezeichnete Qualität der Arbeit von Rotkreuz- und Feuerwehrsanitätern betonen möchte.

Die Zeit verging erstaunlich rasch, und wenn der Anlass nicht ein so ernster wäre, würde ich direkt sagen, dass mir die Zusammenarbeit mit einem so tollen Team viel Freude bereitet hat.

 

Der testwillige Guntramsdorfer: Dieter Zoubek

Eigentlich hätten sie meine Eindrücke dort lesen zu können, wo Harry Winkelhofers Name steht. Denn ich hatte hier erwartet, über meine Rolle als Freiwilliger berichten zu  können. Meine Freiwilligenmeldung hatte ich rechtzeitig abgegeben, wurde aber diesmal nicht zum Dienst gerufen. Ob ich dafür doch zu alt bin?

Nun also ohne aktive Mitwirkung: In unserer Familie betreuen wir eine 85-jährige Angehörige. Ich bin beruflich immer wieder bei Kunden. Weihnachten steht bevor. Daher beschließe ich, mich wieder einmal testen zu lassen. Das Angebot, den Test im Rahmen der groß aufgezogenen Massentests kostenlos durchführen zu lassen, nehme ich gerne an. Wirklich begeistert bin ich aber nicht. Bei meinem allerersten Test, Wochen zuvor, war die Prozedur ziemlich unangenehm bis schmerzhaft.

Im Schreiben der Gemeinde erhalte ich einen Testtermin für Sonntag 16h. Das passt mir gut. Ich gehe also gegen 15h45 in Richtung Musikheim los. Immer wieder kommen mir Paare entgegen. Manche kenne ich. Irgendwie herrscht eine ähnliche Stimmung wie bei einer wichtigen Wahl. Man zieht sich ein wenig „besser“ an, staatsbürgerliche Gefühle treten zu Tage.

Vor dem Musikheim ist mein erster Eindruck: Viele Leute. Draußen stehen Rauchende und erörtern die Tests. Im Gebäude denke ich mir: Perfekt organisiert, blitzschnelle Abläufe. Diesmal tut das Stäbchen in der Nase auch nicht weh.

Ein bisschen bin ich irritiert, dass ich niemanden erkenne. Die Masken erschweren tatsächlich den sozialen Kontaktaufbau erheblich. Wer war das jetzt, der mich mit beschlagener Brille beim Eingang abgeholt hat? Doch, dort kenne ich jemanden! Dort sitzt der Harry Winkelhofer am Laptop und tippt Daten ein!

Musikheim – Optimismus und Energie

Das Musikheim sieht irgendwie nicht aus wie sonst. Meine Assoziationen gehen eher in Richtung Stellung beim Bundesheer oder Hackathon (das ist so etwas Modernes, wo junge Menschen am Laptop gemeinsam Aktivitäten setzen). Die Atmosphäre ist für mich stark von Energie und Optimismus geprägt? Krankheit, Sorgen? Nein – hier nicht.

Das Testen und die Erläuterungen, die ich erhalte, sind blitzschnell erledigt. Ich bin danach fast schon schneller draußen, als ich drinnen. Die Grüppchen der Rauchenden verlaufen sich. Es kommen mir aber auch am Rückweg wieder Paare von Testwilligen entgegen.

Ich habe an diesem Sonntagnachmittag mit einigen Getesteten gesprochen. Für mich meine ich erkannt zu haben, dass Dankbarkeit für das Testangebot und ein gewisser zivilgesellschaftlicher Stolz an der Teilhabe erkennbar waren. Weitergedacht: Das Testen hat den Zusammenhalt und Vertrauen zu „Obrigkeit“ (Bund, Land, Gemeinde) und BürgerInnen tendenziell verbessert.

Negativ und gesund – was sonst

Das Testergebnis kam dann als SMS. Ja, negativ. Sehr gut! Da aber eh alle negativ waren, mit denen ich gesprochen hatte, fehlt dem Ereignis aber ein bisserl etwas Spektakuläres. Gesund? Ja, eh.

Nachsatz: In der Weihnachtswoche war ich in einer Nachbargemeinde noch einmal Testen. Meine Eindrücke waren dort ganz anders. Eher nach blitzschneller Abfertigung beim Blutspenden. Perfekt, aber ohne Emotion. Auch so darf das sein.

 

Bericht: Tamara Meissnitzer
Dieter Zoubek
Harry Winkelhofer

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