Topothek Guntramsdorf – die digitale Erinnerung
Wo ist der Ort, der uns an Guntramsdorf erinnert? An das Guntramsdorf unserer Jugend; als wir hier aufgewachsen sind? – das Dorf in das wir vor vielen Jahren zugezogen sind. In das Umfeld, wo wir gelebt und geliebt haben, wo wir unsere Kinder großgezogen haben?
Vieles davon hat sich geändert. Das meiste sogar zum Vorteil. Das Guntramsdorf von früher war wohl kleiner und überschaubarer, aber die Straßen waren bei Regen und Schnee zumindest matschig, manchmal kaum passierbar und die frühen Verkehrsmittel waren allesamt lauter als heutige LKWs oder PKWs.
Wer Erinnerung an das Guntramsdorf von früher auffrischen will kann natürlich Bücher studieren, oder das Heimatmuseum besuchen. Oder, und das wollen wir hier empfehlen, die Topothek Guntramsdorf im Internet anklicken https://guntramsdorf.topothek.at/.
Der ‚Topothekar‘ Sepp Koppensteiner
Sepp Koppensteiner, Kustos des Heimatmuseums und Verantwortlicher der Topothek erklärt: „Wir haben im Heimatmuseum extrem viele Bilder die wir am besten im Internet präsentieren können“. Und so hat Koppensteiner die Software‘ Topothek‘ beschafft und zahllose interessante historische Fotos und Postkarten in die Topothek „hochgeladen“. Aber es gibt nicht bloß Fotos, alle Bilder sind beschlagwortet und so lässt es sich einfachst nach Bildmaterial über Feuerwehr (88 Treffer), Trafik (10 Treffer) oder Wein (mit gleich 162 Treffern) recherchieren.
Auch historische Plakate und Dokumente sind in großer Zahl verfügbar. Viele, vielleicht sogar die meisten, Bilder sind „georeferenziert“. Das bedeutet, dass entweder die Aufnahmeposition als Adresse angegeben ist, in manchen Fällen wird sogar eine Grafik angezeigt, in welcher der Bildausschnitt dargestellt ist.
Begonnen hat die Sammlung in recht überschaubaren Umfang: mit gerade 200 Bildern und zwar „Personen, Klassenfotos, Erstkommunionsaufnahmen, … oder alten Aufnahme vom Ortsbild von Guntramsdorf.“
Bedeutung Topothek
Der Begriff ist ein sogenanntes Kofferwort und ist aus zwei Teilworten altgriechischer Herkunft zusammengesetzt. „Topos“ können wir mit „Ort“ oder „Stelle“ übersetzen, Theke bedeutet „Behälter“ oder „Kiste“. Unter der Zusammensetzung Topothek können wir uns also „Kiste von Orten“ oder „Ortskiste“ vorstellen – und genau das ist es auch: Eine Digitale „Kiste“ wo zahlloses Material zu unserem Ort gefunden werden kann.
Apropos finden: Einerseits lässt sich wunderbar über Schlagworte suchen. Besonders praktisch ist auch die Eingrenzung nach Jahren, einfach durch Verschieben von „Schiebereglern“. So lässt sich am PC nur mit der Maus, also ohne irgendetwas Tippen zu müssen, eine Filterung von Bildern z.B. auf den Zeitraum von 1920 bis 1940 vornehmen.
Digitales Archiv Guntramsdorf
Sepp Koppensteiner legt Wert auf Klarheit, die Bezeichnung „digitales Museum“ findet er nicht gut. Denn „Die Topothek ist KEIN MUSEUM. Die Topothek ist kein historisches Werk – Die Topothek ist ein reines Archiv.“ – wenngleich ein höchst elegantes und praktische Archiv, das uns allen am Rechner, am Tablet und natürlich auch am Smartphone rund um die Uhr zur Verfügung steht.
Auch wenn Guntramsdorfer*innen immer wieder Material bringen, ist Koppensteiner laufend dabei, immer weiter Material aufzuspüren. Es geht dabei nicht bloß um Ortsansichten und „prominente Guntramsdorfer*Innen“, besonders Alltagsaufnahmen, auch von Familien, von Schulklassen, von Geschäften und Betrieben usw. werden laufend gesucht. Auch Aufnahmen der Guntramsdorfer Vereine, etwa auch der Sportvereine, sollten nach Koppensteiners Vorstellung noch mehr in die Topothek integriert werden.
Wer sich tiefergehender für die Guntramsdorfer Geschichte interessiert, wird die Topothek auch als ideale Ergänzung für die gedruckte Ortschronik erkennen.
Photoshop und technische Hilfsprogramme zur Aufbereitung der Fotos werden dabei übrigens kaum eingesetzt. Vergilbte und beschädigte Fotos oder solche mit knallbunten Farbfehlern aus den 1970ern werden fast immer im Originalzustand belassen. Koppensteiner sieht zu den „Bilder aus einer vergangenen Zeit“, dass „eine gewisse Patina ihren Reiz besitzt“ – und daher werden Bilder fast immer nur gescannt und „nicht geschönt“.
Foto/Auszug/Beispiel aus 1968
(fotocredit: Topothek Guntramsdorf Screenshot) Sonderzug Verein der Eisenbahnfreunde mit ÖBB-Lokomotive 91.44 auf der Badner Bahn, Kreuzung mit Am Kirchanger. Diese Garnitur hat mit tatsächlichen Betriebssituationen der Badner Bahn nichts zu tun. Auffallend hier die noch in Funktion befindlichen Formsignale.
Rückmeldungen erwünscht!
Ganz zum Abschluss gibt uns ‘Topothekar‘ Koppensteiner noch ein Anliegen mit auf den Weg: „Ich freue mich wenn es mehr Leute anschauen, wenn es Rückmeldungen gibt und wenn noch mehr Bilder vorbeigebracht werden. Ich hätte gerne mehr Fotos vom Alltag etwa von alteingesessenen Familien und Gelegenheiten wie z.B. Weinlese, Hochzeiten, Umzüge…“
Text: Dieter Zoubek
Foto: NÖN Screenshot